Wenn Sie jemals voller Ehrfurcht unter dem 14 Meter hohen Ishtar Gate im Berliner Pergamonmuseum gestanden haben, haben Sie sich vielleicht gefragt, wie um alles in der Welt dieses babylonische Wunderwerk dort entstehen konnte – 6.000 km (3.730 Meilen) von seinem Original entfernt Standort im Zentralirak.
Babylon aufdecken: Die deutschen Ausgrabungen des Ishtar Gate
Die unwahrscheinliche Reise vom Sand Mesopotamiens zu den Sälen eines europäischen Museums ist Teil einer merkwürdigen Geschichte, die antike Geschichte mit modernen institutionellen Plünderungen verbindet. Inspiriert von den Geschichten über den Turmbau zu Babel und die Hängenden Gärten von Babylon hofften der Archäologe Robert Koldewey und der Architekt Walter Andrae in Zusammenarbeit mit der Deutschen Orientalischen Gesellschaft, Artefakte zu erwerben, um sie in Museen in Deutschland mitzunehmen.
Sie wollten die sagenumwobene Stadt Babylon entdecken, die im sechsten Jahrhundert v. Chr. von Nebukadnezar II. (604 bis 562 v. Chr.) wiederaufgebaut wurde, und entdeckten, dass der Traum eines Archäologen wahr wurde. Ihr beeindruckendster Fund war die Ausgrabung des Ishtar Gate im Jahr 1902, ein architektonisches Meisterwerk, das mit leuchtend glasierten Ziegelreliefs in Blau-, Rot- und Gelbtönen geschmückt ist.
Es diente als zeremonieller Eingang zur antiken Stadt Babylon, einer der größten Metropolen der Antike, und markierte den Beginn der Prozessionsstraße Babylons. Nach der Niederlage des persischen Königs Darius III. im Jahr 331 v. Chr. wurde Babylon nach und nach aufgegeben und das Ishtar Gate lag verborgen unter der Wüstenlandschaft des heutigen Irak.
- Tausende Artefakte fehlen noch immer im irakischen Nationalmuseum
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Von Babylon nach Berlin: Die Herkulesaufgabe, ein architektonisches Wunderwerk zu verlegen
Während der 15-jährigen Ausgrabungen sammelte das deutsche Team eine Fülle von Artefakten, darunter Hunderte von Kisten mit Tausenden von Fragmenten des Ishtar Gate, geordnet nach einem komplexen Nummerierungssystem. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 wurden die Ausgrabungen eingestellt, allerdings gelang es Deutschland erst, die Funde herauszuschmuggeln.
Nach dem Krieg übernahm Andrae – damals Direktor des Museums des Alten Nahen Ostens – ab 1928 die monumentale Aufgabe, den äußeren Teil des Ishtar Gate zu rekonstruieren. Im Laufe von zwei Jahren stellten sich Teams aus erfahrenen Fachleuten sorgfältig zusammen 72 Tierreliefs, die einem komplizierten Puzzle ähneln.
Der Wiederaufbau des kolossalen Bauwerks mit einer Höhe von 15 Metern (49 Fuß) und einer Breite von 10 Metern (33 Fuß) erforderte sorgfältige Planung und tadellose Präzision. Sie beauftragten auch Keramikwerkstätten mit der Nachbildung der alten babylonischen Glasurfarben, die auf bestimmten Fragmenten zu finden waren. Ungefähr 80 % der Fassade bestehen aus diesen modernen Ziegelnachbildungen.
Das rekonstruierte Tor wurde 1930 fertiggestellt und zusammen mit dem neu gegründeten Pergamonmuseum in Berlin enthüllt. Es ist auch heute noch für Besucher geöffnet und bietet Einblicke in die Pracht von Nebukadnezars Babylon vor über 2.600 Jahren.
Obwohl es zu den aufwendigsten architektonischen Rekonstruktionen der Geschichte zählt, hat die Präsenz des Ishtar Gate im Pergamonmuseum Debatten und Kontroversen über kulturelles Erbe und Rückgabe ausgelöst. Einige Stimmen innerhalb der internationalen Gemeinschaft befürworten die Rückkehr des Istar-Tors in sein Ursprungsland und plädieren für die rechtmäßige Rückführung dieses ikonischen Relikts.
Bild oben: Das rekonstruierte Ishtar Gate von Babylon im Pergamonmuseum in Berlin. Quelle: Osama Shukir Muhammed Amin / CC BY-SA 4.0