Frankfurt im August 2023: Großbrand in der Lagerhalle einer großen Recyclingfirma. Die Feuerwehr und die Brandwache aus Frankfurt rücken innerhalb kürzester Zeit an, um den Brand zu löschen. Es dauert mehrere Stunden, bis das Feuer unter Kontrolle ist. Die Schäden liegen im Millionenbereich.
Das war nicht das erste Mal, dass ein Brand in dem Unternehmen ausgebrochen ist. Feuer verursacht in der Wirtschaft deutschlandweit jährlich Schäden in Milliardenhöhe. Die Sachschäden werden von Versicherern selten vollständig gedeckt – um von den möglichen Personenschäden gar nicht zu sprechen. Doch wieso stellen Brände nach wie vor eine unterschätzte Gefahr in Unternehmen dar? Und was lässt sich dagegen unternehmen?
Eine Bestandsaufnahme
Brände stellen eine der häufigsten Ursachen für Betriebsinsolvenzen dar. Die IHK Trier hat ermittelt, dass 43 Prozent der Firmen in der Folge eines Brandes kurz danach in die Insolvenz gehen. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) verursacht Feuer in den Unternehmen die höchsten Schadenssummen – noch vor Naturkatastrophen und Cyberangriffen. Allein in Deutschland sprechen wir hier von einem zweistelligen Milliardenbereich. Darin enthalten sind nicht nur die unmittelbaren Schäden durch die Explosionen und das Feuer selbst. Stets kommen indirekte Kosten hinzu wie: Stillstand der Produktion, Rückwirkungsschäden durch den Ausfall von Lieferketten, invalides Personal, Imageschaden uvm.
Viele Ursachen, viele Lösungsansätze
Es gibt viele Wege, wie ein Feuer in einem Betrieb entstehen und sich zu einem Flächenbrand entwickeln kann. Das eingangs erwähnte Beispiel der Recyclingfirma zeigt bereits, wie speziell die Thematik sein kann. Jeder Betrieb wartet mit unterschiedlichen Gegebenheiten, Maschinen, Baumaterialien, Chemikalien usw. auf, die entsprechend unterschiedlich behandelt werden müssen. Ein einheitliches Brandschutzkonzept gibt es nicht. Vielmehr werden Lösungen individuell auf die Anforderungen des jeweiligen Betriebs zurechtgeschnitten.
Einheitliches Regelwerk
Was hingegen einheitlich geregelt ist, sind die Richtlinien und Vorschriften, die vom Gesetzgeber ausgehen. Es beginnt ganz allgemein mit dem Arbeitsschutzrecht und endet mit konkreten Bestimmungen, welche Präventivmaßnahmen ergriffen werden müssen. Eine kleine Auswahl der Vorschriften liest sich wie folgt:
- Feuerlöscher und Feuermelder befinden sich im Gebäude
- Fluchtpläne müssen aushängen
- regelmäßige Brandschutzübungen sind durchzuführen
- Sicherheitstüren stets geschlossen halten
Viele Betriebe tun mehr
Bei der Aufstellung eines Brandschutzkonzepts ist nicht ausschließlich auf die rechtliche Maßgabe zu achten. Millionenschäden zu vermeiden, die zu einer Insolvenz führen können, macht schon betriebswirtschaftlich gesehen Sinn. Viele Unternehmen holen sich externe Sachverständigenhilfe, setzen auf moderne Technologien (z. B. automatische Sicherheitstüren oder Feuerlöschanlagen) oder verwenden gut isolierte Baumaterialien.
Woran hakt es?
Woran liegt es also, dass viele Betriebe sich der Gefahr durch Brände noch nicht ausreichend bewusst geworden sind? Müsste dieser Punkt gemäß der Schadenshöhe nicht ganz oben auf der Agenda stehen?
Tatsächlich hat sich hier schon vieles in die richtige Richtung bewegt. Zu dieser Erkenntnis kommt auch die bereits erwähnte Studie von der Allianz. So hat sich das Risikomanagement in der Vergangenheit nachweislich verbessert. Darunter fallen u. a. geschultes Personal, ein vollumfängliches Brandschutzkonzept sowie das Hinzuziehen externer Brandschutzbeauftragter.
Langsame Unternehmensstrukturen
Doch gerade in Großbetrieben gilt es, eine Vielzahl an Hürden zu bewältigen, bevor echte Veränderungen passieren. Obwohl hier fehlende Ressourcen selten ein Problem darstellen, lassen die Unternehmensstrukturen tiefergehende Transformationsprozesse nicht so einfach zu.
Außerdem nicht zu unterschätzen ist das Thema Unternehmenskultur. Schließlich funktioniert ein ganzheitliches Brandschutzkonzept nicht ohne aktive Partizipation der Mitarbeitenden. Diese müssen in der Lage sein, an den Maßnahmen mitzuwirken, müssen weitergebildet und informiert werden. Derart weit umfassende Veränderungen brauchen Zeit und Geduld, bis der gewünschte Effekt eintritt. Bis die Erkenntnisse aus der Allianz-Studie in Großkonzernen zu gelebter Praxis umgewandelt wurden, vergehen oftmals mehrere Jahre.
Fazit
Brände verursachen nicht nur Millionenschäden, sondern sind auch eine Gefahr für Leib und Leben. Studien zeichnen ein klares Bild: Großbrände stellen die größte Gefahr für Unternehmen in Deutschland dar. Daher gilt es, die nötigen Maßnahmen möglichst schnell in die Unternehmensstrukturen zu überführen.
Beim Aufstellen der Präventivmaßnahmen und Brandschutzkonzepte sollte über den rechtlichen Rahmen hinaus geblickt werden. Organisationen dürfen sich dabei nicht auf technische Lösungen beschränken, sondern müssen die gesamte Belegschaft mitnehmen: Die Mitarbeitenden müssen geschult, Feuerübungen durchgeführt, Hinweisschilder montiert werden uvm. Erst dann kann von einem ganzheitlichen Brandschutzkonzept gesprochen werden.